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Katholische Kirche: Zeit zum Handeln!

Zusammenfassung Vortrag von Prof. Dr. Markus Ries, Uni LU (anstelle Referat am 23. März 2027 bei Die Mitte60+ WK Willisau, wo er aus familiärer Dringlichkeit kurzfristig verhindert war)

Die schwerste Kirchenkrise seit Generationen schafft Verunsicherung. Von allen Seiten gibt es Forderungen nach Erneuerung und Reform. Erste Schritte sind eingeleitet, auch bei uns in den Pfarreien gilt es Weichen zu stellen.

 Heute nach der Zukunft der katholischen „Weltkirche“ zu fragen, führt rasch zur Rede von großen Krisen. In vielen Ländern haben Menschen sich zu Wort gemeldet, weil sie Überlebende sind – Opfer von Verbrechen, welche geistliche Männer an ihnen begangen haben. Bischöfe werden beurlaubt, Kardinäle geben ihren Rücktritt ein und ein ehemaliger Papst steht mit dem Rücken zur Wand. Er muss erklären, was er seinerzeit gewusst und getan hat, als er noch ein Bistum leitete und die Gläubigen von ihm ein vorbildliches Verhalten erwarten durften. Kaum jemand bestreitet, dass eine dramatische Schieflage herrscht. Bischof Felix Gmür hat in seinem Fastenhirtenbrief von einer regelrechten „Wüstenzeit“ gesprochen.

 

Auf und Ab

In langfristiger Betrachtung ist es eher eine Wellenbewegung als eine konstante Abwärtskurve. In der Zeit des Kulturkampfes stand das kirchliche Leben auf dem Tiefpunkt. Danach, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gab es ein deutlich erstarkendes Selbstbewusstsein. Der Einfluss in der Gesellschaft und die innere Geschlossenheit wurden stark wie nie; Klöster und religiöse Gemeinschaften fanden Zuspruch, kirchliche Verbände, katholische Verlage, Internate und Missionsaktionen erlebten ihre Blütezeit. In den sechziger Jahren ließen das Zweite Vatikanische Konzil und die Synode 72 eine richtig optimistische Zukunftshoffnung aufkommen.

Seit etwa 50 Jahren ist eine Gegenbewegung im Gang: Die traditionelle Geschlossenheit ist einer größeren Vielfalt gewichen, wichtige Institutionen sind verschwunden und die Beteiligung am kirchlichen Leben ist zurückgegangen. Die Gesellschaft ist weniger stark der Religion zugewandt, ja parteipolitisch gilt allein schon das Bekenntnis zu einer christlichen Ausrichtung als Hypothek. Innerhalb der Kirche besteht ein epochaler Reformstau: Entscheidungsfindung und Teilhabe der Gläubigen sind nicht zeitgemäß gestaltet, zwischen Frauen und Männern herrscht noch keine Chancengleichheit und eine reife Sicht auf Partnerschaft und Sexualität ist immer noch nicht erreicht.

 

Hoffnungsvolle Neuansätze

Die Alarmsignale sind erkannt: In den Schweizer Bistümern läuft die Mobilisierungskampagne „Wir sind ganz Ohr für ihre Stimme“. In Rom ist für 2023 eine Reformsynode einberufen und in Deutschland sind auf dem „Synodalen Weg“ erste Reformschritte eingeleitet. Auch die Gläubigen sind gefordert: Die neuen Pastoralräume verlangen nach Zusammenarbeit über die Pfarreigrenzen hinaus. In den kommenden Jahren werden zahlreiche Kirchen- und Klostergebäude eine andere Verwendung finden müssen. Für solche Belange tragen die Stimmberechtigten in den Kirchgemeinden eine hohe Verantwortung. Es gibt Potenziale für nachhaltige und solidarische Lösungen, aber auch für beherzte Schritte im Blick auf die Ökumene.

 

Markus Ries

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